Prolog: Janda Nellkirsdottir

Inmitten eines Menschenpulks auf dem hinteren Teil des Marktplatzes von Prem umkreiste Janda mit erhobenen Fäusten vorsichtig Ihre Gegnerin. Die beiden Frauen waren nur mit kurzen Röcken und Leibchen bekleidet, ihre Haare hatten beide eng an den Kopf geflochten. Ansonsten konnten die beiden Frauen unterschiedlicher nicht sein. Janda eine hochaufgeschossene junge Frau von 17 Götterläufen, mit weizenblonden Haar, leicht gebräunter Haut und durchtrainierter Figur auf der einen Seite und Greja, eine an die 40 Götterläufe zählende, untersetzte und breiteschultrige Frau mit schwarzgrau-meliertem Haar, heller Haut und funkelnden stahlblauen Augen.
Die Menge um die beiden Frauen gröhlte, jubelte und teilte ab und an Hiebe aus, falls eine der Frauen zu nah an den Pulk herangeriet.

Das Gröhlen jedoch war nur ein dumpfes, rauschendes Geräusch in Jandas Ohren, viel deutlicher nahm sie ihren eigenen keuchenden Atem war, spürte ihren Schweiß, der ihr von der Nasenspitze tropfte, spürte das Pochen an ihrer Lippe und schmeckte ihr Blut. Ihr Blick war auf Greja geheftet, langsam tänzelte sie erst auf das linke, dann auf das rechte Bein, dann schnellte sie blitzschnell nach vorn um der Gegnerin einen hübschen Nirenschwinger zu verpassen und sie so zu zwingen die Deckung zu senken um mit einer schnellen Geraden einen Treffer im Gesicht zu landen. Tatsächlich versuchte Greja den Angriff abzublocken und der Geraden auszuweichen, jedoch war sie nicht flink genug. Janda erwischte die Frau an der Schläfe und mit einem triumphierenden Knurren nahm sie wahr, wie Greja benommen nach hinten taumelte. Grinsend hob Janda die Arme und versuchte das Publikum anzufeuern. Greja hatte sich wieder gefangen und kam mit schleppendem Schritt auf Sie zu, die Hande nur halbherzig zur Abwehr erhoben.

Breit grinsend richtete sich Janda zu ihrer vollen Größe von knapp 9 1/2 Spann auf und lächelte überheblich zu Greja hinunter "Nun Großmutter, sollen wir aufhören?" fragte sie und kicherte albern. "Halts Maul Mopsendronning und hör endlich auf rumzuspringen wie ein feiger Hase" knurrte ihre Gegnerin.
Janda wurde feuerrot und funkelte die Alte wütend aus ihren braunen Augen an. Na warte du alte Vettel, dachte sie, jetzt zeig ich dir mal nen ganz neuen Angriff..den Widderkopf. Janda beugte sich etwas vor, zog ihre Fäuste an ihre Seite und sprang auf die Frau zu, gleich würde sie diesem Klatschweib die beiden Fäuste mit voller Wucht in den Magen rammen und dann....explodierte Jandas Welt in einem roten Nebel.

Als Janda die Augen wieder öffnete blickte sie in Liskars grinsendes Gesicht. "Bei Swafnir, Janda.. Du bist tatsächlich von der Großmutter nach Strich und Faden verprügelt worden. Was war das zum Schluss für ein Angriff, du bist direkt in Greja´s Faust reingesprungen." fragte ihr Freund sie, reichte ihr die Hand und zog sie auf die Beine. "Iddaof" nuschelte die junge Frau undeutlich, räusperte sich und spie einen blutigen Klumpen auf den Boden. Janda hielt sich stöhnend den Kopf und merkte wie ihr warmes Blut im ständigen Fluss über die Lippen ran. "Wenn du nicht bald um die Ecke riechen möchtes,sollten wir den Heiler aufsuchen, komm mit du Skyrfaust" Ohne weitere Worte ließ sich Janda von Liskar durch die Menge führen bis zu einem Mann der auf einem Hocker neben einem Tisch mit lauter Folterwerkzeugen saß. Der dürre Kerl erhob sich als er Liskar und Janda auf sich zukommen sah und deutete auf den Hocker. "Meine Güte..die hat ja ihre Nasenspitze fast am Ohr hängen" witzelte der Heiler trocken und wartete bis Janda auf dem Hocker platz genommen und ihre langen Beine umständlich geordnet hatte. Liskar stand hinter Janda und hielt sie an den Schultern fest. Der Heiler fasste Janda am Kinn drehte ihren Kopf erst langsam nach links und rechts während er eingehend ihre Nase betrachtete. Dann trat er einen Schritt zurück und ließ die Knöchel knacken, fasste blitzschnell an Jandas Nase und mit einem hässlichem Knirschen richtete er sie wieder ein. Janda spürte nur wie Blut ihr aus der Nase und Tränen in die Augen schossen und presste die Lippen fest auf einander um nicht aufzuschreien. Der Heiler legte noch eingeweichte Rinde an die Nase, die aushärten würde sobald sie trocknete und legte einen Verband an um die Rindenstücke an Ort und Stelle zu halten. Zum Schluss schob er Janda noch zwei Wattestücke in die Nase.

Liskar bezahlte den Heiler, betrachtete Janda und unterdrückte nur mühsam ein Lachen. Schweigend gingen die beiden zurück zur Ottaskin der Sturmreiter.

Die Ottaskin der Sturmreiter befand sich etwas außerhalb von Prem. Wenn man auf das Palisadenumzäunte Areal blickte, war man überrascht bei der Anzahl der Gebäude, dort so wenig Leben zu erblicken. Zwei von den drei großen Langhäusern standen leer und waren mit Bretterverschlägen zugenagelt. Das einzige was der Ottaskin leben schenkte, waren die herumtollenden Kinder.
Ein hochgewachsener Mann stand mit über der Brust verschränkten Armen am Eingang eines Jolskrims und blickte über den Platz. Als Janda und Liskar die Ottaskin betraten, löste sich der Mann von seinem Platz und ging auf die Beiden zu.
"Nellkir, wieder in der Heimat?" Liskar war der erste der ihn begrüßte und gab ihm einen festen Händedruck.
Nellkir hingegen lächelte und nickte schwach. "Nicht für lange, Liskar. Übermorgen schon werden wir wieder ausfahren. Aber dazu später." er deutete an Liskar vorbei gen Janda, und Liskar nickte verstehend.
"Oh! Äh...ja, tschuldicht mich. Ich muss noch was erledigen." mit diesen Worten knuffte Liskar Janda derb in die Seite und zog von dannen.
Nellkir betrachtete Janda schweigend und verzog nur ausdruckslos den Mund.

Als Janda ihren Vater erblickte verfinsterte sich ihre Miene, stolz reckte Sie das Kinn nach vorne und verschränkte die Arme vor der Brust. Da war er also wieder, kurz da und sofort wieder verschwunden. Wie immer. Janda war immer noch wütend auf ihren Vater, dass dieser sich bisher geweigert hatte sie mit auf Fahrt zu nehmen. Überhaupt hatte Janda heute ausgesprochen schlechte Laune und da kam ihr Nellkir grade recht.

"Vater" begrüßte sie den Mann mit näselnder Gleichgültigkeit. "Was verschafft denn den Sturmreitern dieses kurze Vergnügen?"

Nellkir musste unweigerlich kurz auflachen, als seine Tochter ihn näselnd anflaumte.
"Ich habe einiges hier zu erledigen. Abgesehen davon ist ein Abstecher in die Heimat immer etwas Schönes, was man ehren und besonders halten sollte, findest du nicht auch?" er löste seine vor der Brust verschränkten Arme und stützte die Hände abwartend in die Seiten.

"Kann ich nicht sagen, hab keine Erfahrung darin weit von zu Hause weg zu sein, meine längste Fahrt war bis nach Thorwal. Auf größere Fahrten wollte man mich ja nicht mitnehmen, ich war jemanden zu jung" fuhr sie ihren Vater an und ballte dann eine geschundene Hand zur Faust und schüttelte sie wütend in Nellkirs Richtung. "Aber derjenige der mich als Mannschaftsmitglied verschmäht hat wird sich noch wundern. Was stehst hier eigentlich rum, hat Mutter kein Fest ausgerufen da du wieder da bist." fragte sie schnippisch.

Nellkir hob unbegeistert über Jandas aufbrausende Art die Braue. "Sicher hat sie das. Wenigstens ein Weib, dass sich freut mich zu sehen." der Vorwurf in seiner Stimme war auch für die dumpste Thorwalerin nicht zu überhören.
"Vielleicht wartet derjenige ja noch vergebens darauf, dass Fräulein Aufgeblasen endlich lernt ihre Kräfte einzuschätzen." dabei deutete Nellkir mit einer Hand auf Jandas geschundene Nase.

Die Worte ihres Vaters brannten wie das Salz in der Wunde, Janda lief rot an und zitterte vor aufgestauter Wut, ihre Nase und ihre Lippen pulsierten pochend. Sie ließ die Hand sinken und wünschte sich jemanden zum niederprügeln herbei. Viel besser hätte sie nun dagestanden, wenn Sie die alte Vettel heute besiegt hätte. Wie es ihre Art war wenn Janda sehr wütend war und sich zusammenreißen musste, zupfte sie an einer ihrer Haarsträhnen herum und blickte auf ihre Füße.

"Warst lange weg, weißt gar nicht wie stark ich geworden bin. Ich hätte sie fast besiegt, war nur eine kleine Unachtsamkeit...hab ihre Faust nicht beachtet." Ohne etwas dagegen machen zu können zuckten plötzlich ihre Mundwinkel und ihr Körper wurde von Lachkrämpfen geschüttelt, die sie verzweifelt zu unterdrücken versuchte. Schließlich brach sie in schallendes Lachen aus.

Nellkir runzelte nun verwundert die Stirn, als Janda in Gelächter ausbrach. Es dauerte aber nicht lange, da ließ er sich vom Lachen anstecken. Erfreut darüber seine Tochter wieder zu sehen, öffnete er seine Arme und wartete darauf, dass Janda die Einladung in die Umarmung annahm.

Janda wischte sich eine Träne aus dem Augenwinkel und betrachtete zögernd Nellkir, der mit ausgebreiteten Armen und dem Lächeln dastand, das sie so liebte. So hatte er sie immer begrüßt wenn er von seinen Fahrten zurück gekehrt war und immer hatte er eine Kleinigkeit aus den fremden Ländern für sie mitgebracht. Aber sie war ja jetzt nicht mehr das kleine Mädchen, sondern seit zwei Jahren vollwertiges Mitglied der Otta und somit Erwachsen. Stolz und das Verlangen nach Liebe, Nähe und Geborgenheit rangen für einen Wimpernschlag in ihrem Inneren, dann warf sie sich, wie einst das kleine Mädchen mit wehenden Haaren, in die Umarmung des schmerzlich vermissten Vaters.

"Willkommen zurück Vater" sagte sie leise.

Lächelnd schloss Nellkir die Arme um seine Tochter und drückte sie herzlich an seine Brust, wobei er ihren Hinterkopf streichelte. Natürlich gab es oft Streiterein zwischen ihnen, vor allem in dem Alter, in dem sich Janda nun befand. Aber die Momente der Versöhnung, in denen sie sich gegenseitig verziehen, machte all den Ärger wett....Janda kam eben ganz nach ihrer Mutter.
Nellkir kam es einen Moment so vor, als wäre Janda noch ein kleines Mädchen, wie damals, als sie mit wehenden Locken auf ihren Vater zugestürmt kam. Er pflegte ihr immer eine Kleinigkeit von seinen Reisen mitzubringen, um die Vorfreude für seine Rückkehr zu steigern.
Als er die Umarmung wieder löst, fiel ihm siedendheiß ein, was er vergessen hatte. Nunja, es war aber auch nicht so, dass er lange auf einer großen Reise fort war diesmal. Nellkir musste vorzeitig wieder zu seiner Heimat zurück, da etwas wichtiges dazwischen gekommen war.
Er legte eine Hand auf Jandas Schulter und sah sie entschuldigend an.

Janda genoss die Umarmung und merkte erst jetzt wie kalt es ihr, nur in dem Leibchen geworden war. Wo bei Swafnir hatte sie nur Ihren Umhang liegen lassen. Sie dachte grade darüber nach während ihr Vater ihr über den Kopf strich, sie von sich schob und sie mit diesem zerknirschten Hundeblick anstarrt, den er immer dann aufsetzte wenn er sich verabschiedete oder etwas ausgefressen hatte. Ihre Mutter nannte den Blick gern "begossener Olporter".

Janda strich sich fröstelnd über die Arme und legte fragend den Kopf schief.
"Was ist los Vater..du machst schon wieder deinen begossenen Olporter" fragte sie und schmunzelte ihn keck an. Die beiden Wattebauschen in ihrer Nase zweigten wie zwei neugierige Fühler auf Nellkir und zitterten leicht im Wind.

Nellkir musste bei der Bezeichnung schmunzeln, wie immer.
"Ach, Mädchen..." er druckste langsam herum. "Naja, dir wird's sicher früh genug selber auffallen." Nellkir zuckte schmunzelnd mit den Schultern und drehte sich zum Haupthaus um.
"Wollen wir nicht hinein? Ich wette das Essen ist bald fertig. Außerdem will ich noch etwas mit euch feiern, bevor wir uns ernsteren Themen widmen müssen."

Janda runzelte die Stirn und bedachte Nellkir mit einem prüfenden Blick aus ihren braunen Augen. Sie schüttelte leicht den Kopf. Ihr Vater würde schon mit der Sprache rausrücken, so war es immer seine Art, einfach so eine Geschichte zu erzählen, zwischen Tür und Angel ohne einen Krug Bier..undenkbar. Sie zuckte mit den Schultern und ging an der Seite Ihres Vaters zum Jolskrim. Mit einem kurzen Seitenblick bemerkte sie, dass sie nun fast ebenso groß war wie Ihr Vater. Ein stolzes Lächeln huschte über ihr Gesicht. Von wegen Kleine...das brauchte er nun nichtmehr sagen.

Sie betraten den behaglich warmen Wohnraum. Ihre Mutter Katla werkelte bereits am Herdfeuer herum, auf den Backsteinen verteilte sie mehrere Ihrer leckeren Brotfladen. Das ganze Jolskrim roch nach einem Festessen. Nellkirs großer Stuhl war aus den hinteren Räumen an den Kopf der Tafel geschafft worden. Saubere Felle waren auf ihm ausgebreitet. Wie es aussah hatte Katla auch die anderen eingeladen am Willkommensmahl teilzunehmen. die langen Bänke waren aufgebaut und Janda erblickte erfreut, dass ihre Mutter ein Metfässchen aus ihren gehüteten Vorräten genommen hatte.

Katla wischte sich ihre mehligen Hände an der Schürze ab, summte vergnügt ein Lied und drehte sich zu den beiden um. Ein strahlendes Lächeln glitt über ihre Züge. Janda fand das entsetzlich peinlich. Ihre Mutter benahm sich wie eine Jungfrau beim Sumarbloot. Als der Blick der Mutter auf Janda fiel, bekam das fröhliche Gesicht einen vorwurfsvollen, enttäuschten Ausdruck. "Was ist dir denn passiert? Kannst du nicht einmal nach Hause kommen ohne das halbe Gesicht zerdellt zu haben. Lern mal ausweichen Kind. Komm her und hilf mir bei dem Bierfass...wo treibst du dich nur rum. Setz dich Nellkir...mach es dir bequem" plapperte ihre Mutter mit ihrer rauchigen Stimme auf sie ein, nahm sie am Ärmel und schleifte Janda hinter sich her.

Nachdem das Bierfass am richigen Platz und Janda gekämmt, gewaschen und bekleidet war. Setzte sich die Familie an den Tisch. Bis zum Eintreffen der Gäste wollte man noch die Zeit zusammen verbringen. Neugierig rutschte Janda auf der Bank herum. Katla hatte einige Kleider ihres Mannes auf dem Schoß und besserte sie aus. Alle warteten auf Nellkirs Reisebericht.

Nellkir atmete tief ein und genoss das rege heimische Treiben.
Gutgelaunt zog er seinen Fellumhang von den Schultern und warf ihn über einen der Bänke. Dann zwinkerte er Katla zu und bedankte sich für die Fürsorge mit einem kurzem aber liebebevoll gemeinten Kuss.
Seufzend ließ er sich auf _seinen_ Stuhl fallen, auf den auch nur er sich setzen durfte, und zog erstmal etwas Essen und einen Bierhumpen zu sich.
"Lasst mich erstmal einen Schluck Trinken, bevor ihr mich alle belagert." Er biss ein großes Stück vom Brot ab und spülte mit einem großzügigen Bierschluck nach.
"Also gut, es gibt nicht viel zu erzählen. Die Front verschiebt sich von Tag zu Tag. Der Krieg gegen die Puderquasten verlagert sich immer mehr in den Norden. Wir wären beinahe einer horasischen Flotte in die Fänge gegangen. Aber bei deren lahmen Krücken von Schiffen, wären wir denen sogar mit gebrochenen Rudern und zerrissenen Segeln entkommen." Nellkir gab Zeit für einige Lacher, indem er einen Schluck Bier in den Rachen kippte.
"Aber wir alle wissen, dass wir diese horasischen Bastarde nicht unterschätzen sollten." Nellkirs Miene verfinsterte sich, bei der Erinnerung an das letzte halbe Jahr und er schwieg einige Augenblicke.

Janda lehnte sich über den Tisch und hörte ihrem Vater mit leuchtenden Augen zu. Ihr Mund verzog sich zu einem grimmigen Lächeln. Diese dreckigen Puderquasten werden schon sehen was mit denen passiert, die sich mit den Thorwalern anlegen. Für Janda grenzte es schon an ein Wunder, dass diese hinterhältigen Horasier es geschafft hatten einen so organisierten Überfall auf Thorwal zu starten. Und diese unverschämte Forderung dieser Amöbe Horas waren der Gipfel der Unverschämtheiten gewesen. Für Janda stand fest, dass diese Frau unbedingt bekanntschaft mit ihren Fäusten machen musste. Zu gern wäre sie auf einem der Schiffe, die nun gegen das Horasreich segelten. Überall in den Hafenkneipen fanden sich Leute zusammen, die südwärts segeln wollten um der Hure einen Besuch abzustatten.

Sie biss sich auf die Lippen und wartete darauf, dass Ihr Vater weiter erzählen würde.

Nellkirs Blick schweifte mehrmals an Janda vorbei, und er erkannte das Feuer, dass in ihr glühte. Es brannte auch in seinem Herzen, doch sah er sich in der Lage es kontorlliert brennen zu lassen. Ob es bei seiner Tochter auch so war.
"Wie auch immer, wir werden das Schiff in zwei Tagen in Richtung der Olportsteine lenken, und mit Swafnirs Segen werden wir sie wieder über das Meer der sieben Winde jagen, wo die verdammten Güldenländer hergekommen waren!" er schlug mit seiner Faust bekräftigend auf den Tisch und blickte dabei kurz zu seiner Frau, die etwas besorgt von ihrer Näharbeit aufgeschaut hatte. Schluckend, die ernste Miene nicht verziehend, wendete er seinen Blick von Katla ab und schaute nun seine Tochter an. "Aber mir sind auch andere interessante Dinge zu Ohren gekommen." sagte Nellkir in langsamen geheimnisvollen Tonfall.

"DAS WOHL" rief Janda aus vollem Hals und hieb wie ihr Vater zustimmend auf den Tisch. Sie zuckte zusammen als der Schmerz erst ihre Nase hochjagdte und dann durch ihre Hand. Die Teller klirrten und Janda legte die andere Hand mit schmerzverzerrter Miene vorsichtig an ihre Nase.

Als sie hörte das ihr Vater wieder los gen Olportsteine ziehen wollte blickte sie ihn flehentlich an. Ob sie wohl mitfahren durfte. Was für ein chance bot sich ihr da, ob er sich wohl überreden ließ...vielleicht wenn sie ganz sachlich darlegte warum sie unentbehrlich wäre. Aber war sie das? Zweifel machten sich im jungen Herzen breit.

Nellkir erkannte Jandas Emotionen und warf einen flüchtigen Blick auf Katla, sie zwinkerte ihm sanft mit beiden Augen zu und nickt knapp.
Er seufzte schwer und sah wieder zu seiner Tochter. "Mädchen, es wird Zeit deine Skraja zu benutzen, die du dir einst verdient hast." ein ernster Blick war alles, was seinen Worten folgte. Stille - nur das prasseln des Kamins war zu vernehmen.

Ungläubig blickte Janda ihren Vater an. Hatte Sie grade richtig gehört...hatte er ihr grade mitgeteilt, dass er sie mit auf Fahrt gegen die Horasier nehmen wollte. Nein...das konnte nicht sein, sie hatte daran gedacht und ihr angeschlagener Kopf spielte ein Verwirrspiel mit Ihr.

Ungläubig wechselte ihr Blick zu Ihrer Mutter, dann zurück zum Vater. Sollte sie nochmal nachfragen wie ein dummer Hangfisk, jedoch noch dämlicher stand sie da, wenn sie sich wirklich verhört hatte. Ihre Gedanken rasten wie bunte Blätter im Herbststurm in ihrem Kopf herum. Mit zögerlicher, näselnder Stimme hauchte sie fast ihre Frage "S..soll das heißen ich zieh an deiner Seite in den Krieg gegen die Horasier?" Das beschwingte Glücksgefühl in ihrem Bauch wollte sich schon aufmachen und ihren Körper überfluten, nur mühsam konnte sie sich in Zaum halten. Endlich würde sie ihre ersehnte Kriegerrune bekommen. Endlich durfte sie mit ihrem Vater auf See fahren anstatt ihm zum Abschied vom Strand aus zu winken.

Endlich...

"Nein!" war Nellkirs schlichte und trockene Antwort, bevor Janda auch nur die Gelegentheit hatte ihre vermutlich Entrüstung zu Wort zu bringen, sprach er weiter. "Ich habe auch daran gedacht, aber nein, ich denke nicht, dass es eine gute Idee ist, dich an Bord meines Schiffes zu nehmen." Nellkir schwieg einen Moment, seine malenden Kiefermuskeln verrieten einem, dass er nicht ganz glücklich über kommende Sätze war.
"Deine Mutter darfst du verdanken, dass ich dich nicht unter meine Obhut nehme und auf dich aufpasse, sondern dich mit einer anderen Otta mitschicke, wo du..." er sah kurz zu Katla, und dann wieder zu Janda. "...wo du dich voll entfalten kannst." seiner Tonlage und der Begriffe war herauszuhören, dass diese Wortwahl tatsächlich nicht von ihm kam.
Katla hingegen lächelte zustimmend und nickte Janda dabei anerkennend zu.

Das "Nein" traf Janda wie ein Peitschenhieb und unwillkürlich sackte sie in sich zusammen. Bei den nachfolgenden Worten jedoch konnte sie nichts anderes tun als erstaunt von ihrem Vater zur Mutter zu blicken um sich dann mit einem dümmlichen Grinsen in ihrem Gesicht zurückzulehnen.

Erst war sie enttäuscht ja sogar wütend auf Ihren Vater gewesen, da dieser Sie anscheinend wirlich nicht dabei haben wollte um auf sie aufzupassen. Sie der Klotz am Bein. Und sie hattte schon wütend und schreiend den Raum verlassen wollen doch zum Glück hat sich ihr Hirn trotz der Schläge die es heute einstecken musste noch rechtzeitig eingeschaltet.

Natürlich war es besser ohne Ihren Vater zu fahren, auch wenn sie ihm endlich mal beweisen wollte wie gut sie geworden ist. Doch würde Sie mit ihm fahren, würde er sie die ganze Zeit mit einfachen Aufgaben betrauen und im Kampf würde er die ganze Zeit vor ihr rumhüpfen um sie zu beschützen. Nein..ihre Mutter hatte vollkommen recht. Nur ohne Ihren Vater würde sie endlich beweisen können wie gut sie war.

Das Grinsen wurde noch breiter und sie warf ihrem Vater einen triumphierenden Blick zu und ein dankbares Zwinkern ihrer Mutter

"So..und welcher Otta werd ich mich anschließen? Wer steuert denn das Schiff..werd ich es steuern können Mutter? Wer ist der Kapitän? Und wer kommt mit auf Fahrt? Und wohin sollen wir fahren?" Die Worte sprudelten nur so aus ihr heraus und erfreut griff sie zu ihrem Humpen um einen großen Schluck des guten Bieres ihrer Mutter zu trinken.

Nellkir hatte in mehreren Anläufen versucht Jandas Redeschwall zu unterbrechen, aber seine Tochter brabbelte unaufhörlich weiter. Endlich hatte sie eine Fragepause eingelegt, worauf Nellkir das Wort ergriff. "Moment mal, Moment mal! Nicht so hastig." er machte eine beruhigende Geste.
"Es ist keine Otta im traditionellen Sinne. Wenn du einer Otta beitrittst, dann unserer." er trank seinen Bierkrug leer und wischte sich mit dem Handrücken über den Mund, dann sah er seine Tochter ernst an.
"Was ich dir jetzt erzähle, wurde mir im Vertrauen mitgeteilt. Also behalt es für dich! Tronde rüstet eine Flotte gegen die Horasier. Ich werde dafür sorgen, dass du an Bord eines der Schiffe kommst. Wie klingt das?" ein leichtes Schmunzeln durchbrach sein ernstes Gesicht, und er sah seine Tochter abwartend an.

Ein breites grinsen legte sich auf Jandas Gesichtszüge. "Das klingt sehr gut..bei Swafnir das klingt sogar hervorragend. Hab ich schon erwähnt, das ist das beste Geschenk, dass du je von einer Reise mitgebracht hast Vater. Nur eins noch..." Janda stellte bedächtig ihren Krug auf den Tisch, schob ihn etwas von sich, so das er nicht im Weg war, stützte ihren Ellbogen auf die blankpolierte Holzplatte und ballte Ihre Hand zu einer Faust.
"Du solltest endlich lernen Vater, Geschichten und informationen in einem Rutsch rauszugeben. Ich hab eine neue Technik entwickelt jemanden was aus der Nase zu holen." Sie grinste ihn dümmlich an, was durch ihre beiden Wattepropfen in der Nase noch verstärkt wurde. Dann lachte sie kurz herzhaft um dann ihren Vater wieder ernst anzublicken.

"Also Väterchen....welches Schiff wird mich über dieWellen den Puderquasten entgegentragen?"

Nellkir hob ungläubig eine Braue und nickte bedenklich. "Aha...ja, sicher." er stimmte aber doch in Jandas Lachen ein.

"Das kann ich dir nicht verraten, Kleines." sagte er seufzend auf ihre Frage hin und lehnte sich vor. "Aber das Gute ist, ich werde dich nach Thorwal begleiten, wo du aufs andere Schiff gehen wirst. Solange kann ich dir ja etwas _Nützliches_ beibringen." er zwinkerte seiner Tochter schmunzelnd zu.