Prolog: Tjalva Korinsdottir

Olport - die wohl älteste Stadt der Thorwaler. Hier ist Jurga nach der großen Überfahrt über dem Meer der sieben Winde gelandet. Hier sind die Hjaldinger damals gelandet und hier haben sie ihre Traditionen gewahrt. Olporter behaupten gerne von sich noch wahre Nachfahren der Nordleute zu sein, die einst über das Meer kamen.
Natürlich bezeichnen sich Olporter deswegen auch niemals als Thorwaler. Diese Bezeichnung trifft eher auf die "verstaatlichten" Menschen aus dem Süden zu, mit denen man nur noch entfernt was zu tun habe.
Viele Olporter begrüßen auch nicht die Vereinigung aller Thorwaler unter einem Banner. Der Ausruf Thorwal zu einem Staat zu machen, ist hier auf sehr viel Widerstand gestoßen. Man ehrte die alte Traditionen, in denen die Sippen nur ihren eigenes Oberhaupt hatten, und was darüber hinaus geschah, nur selten ihr Belang war.
Einige Unterstützen aber auch Tronde in seiner Idee...

Hoch über den Dächern der Stadt, auf einer Klippe mit herrlicher Aussicht über dem Meer, stand die Runajasko zu Olport.
In der umfriedeten uralten Ottaskin lebte seit etwas mehr als zwei Jahrtausenden eine Gemeinschaft aus Magiern, Handwerkern und Künstlern. Zahlreiche Runen und Drachenköpfe, unheimliche, aber auch hübsch anzusehende Kunstschnitzereien prangten auf den Jolskrimi.
Die Sonne warf an dem Abend seine letzten Strahlen die Klippen von Olport hinauf, so dass der Platz in einem satten Orange getaucht war. So auch der Skaldenkreis, der zur Zeit, bis auf zwei Gestalten, leer war.
Die eine Gestalt war der Skolaforradandi der Magierschule und Hetmann der Runajasko Haldrunir Windweiser. Der, in seiner vornehmlich blauen Robe mit Fellbesatzung gekleidete, Greis hatte die Hände über den Rücken übereinander geschlagen und schaute gutgelaunt der untergehenden Sonne entgegen. Dabei wippte er lässig mit den Füßen vor und zurück und summte eine leise Melodie vor sich hin.
Der andere Mann war mittleren Alters und gekleidet in der robusten und warmen Kluft eines Reisenden. Er sah sich, anders als der alte Mann, ungeduldig um und stützte sich gelegentlich auf seinen etwa einen Schritt hohen Wanderstab, der über und über mit Runen übersäht war. Er seufzte schwer und schaute zum Hetmann, welcher aber eine unantastbare Ruhe ausstrahlte.
"Willst du wirklich nicht mal nach ihr schauen lassen? Wir haben nicht alle Zeit der Welt!" der Mann versuchte nicht zu streng zu klingen, immerhin war er sich der Position Haldrunirs bewusst.
Der Skolaforradandi rührte sich aber nicht. Er hatte nach Tjalva rufen lassen, und sie würde schon ihr bestes tun, um so schnell wie möglich zu erscheinen. Dessen war er sich sicher...auch wenn er zugeben musste, dass das Mädchen heute besonders lang auf sich warten ließ.

Tjalva hatte sich mal wieder total in der Zeit vertan. Sie hetzte den schmalen Weg entlang, der vom Strand die Klippen hochführte. Sie hatte den Nachmittag am Meer verbracht, vertieft in die Studien um ihre Magie. Sie übte fleißig denn sie wollte einmal Karpermagierin auf einem der großen Schiffe werden. Und das wurde man nicht wenn man faul in den Tag trödelte.

Endlich oben angekommen rannte sie auf ihr Ziel zu. Erst als man sie sehen konnte verfiel sie in einen schnellen Schritt um nicht ganz so abgehetzt anzukommen. Ein schneller Blick an ihr herab sagte ihr das sie sich besser vorher noch umgezogen hätte. An ihren Lederstiefeln waren Salzränder zu erkennen und ihre Harre fielen ihr. vom Wind ganz zottelig und strähnig, um das Gesicht. Sie strich sich die Haare hinter ihre deutlich spitzen Ohren und schlug sich den letzten Sand von der Kleidung bevor sie ihre letzten Schritte auf die beiden Männer zuging.

Nervosität machte sich in ihrem Magen breit…

Der Fremde betrachtete Tjalva skeptisch und sah dann fragend zu Halrundir Windweiser, der immer noch mit dem Rücken zu ihnen stand.
Da er aber Tjalvas Schritte gehört hatte, drehte er sich schleißlich lächelnd um, und beäugte Tjalva kurz von oben bis unten. "Tjalva, da bist du endlich. Noch etwas länger und wir wären beinahe ungeduldig geworden."
Der Fremde räusperte sich leise. Scheinbar sollte der Skolaforradandi ruhig für sich selber sprechen, denn seine Geduld war zum Zerreißen gespannt, was er auch gut zur Schau trug.
Halrundir fuhr unbeirrt fort. "Ich hoffe du hast den Strand genossen, ein herrlicher Sonnenuntergang, nicht wahr?"

Tjalva atmete ein paar tief durch als Halrundir mit ihr sprach. Sie blickte leicht aufgeregt zwischen den beiden Männern hin und her.

"Ja, ähm... wunderschön, wie jeden wolkenlosen Abend." Sie schaute neugierig zu dem Fremden, sollte sie sich selber vorstellen oder würde das Halrundir übernehmen? Oder war es vielleicht sogar unhöflich einfach das Wort zu ergreifen? Sie entschied sich zu schweigen und abzuwarten warum man sie hier her geordert hatte.

Halrundir bemerkte scheinbar Tjalvas Unsicherheit, denn gleich begann er damit sie einander vorzustellen. "Tjalva, das ist Steinar Byrdason, ein Abgänger unserer hübschen Schule." Der Fremde nickte knapp, während er Tjalva streng taxierte. "Er ist wegen einer dringenden Sache zu uns gekommen, aber warum erklärt er das nicht selber?" Halrundir sah Steinar fragend an, dieser räusperte sich kurz.
"Ähem, ja. Also der Krieg gegen Horasien ist im Moment wohl auf ihrem Höhepunkt, überall auf dem Meer sind Fronten entstanden..."
Während Steinars Erklärung drehte sich Halrundir wieder zum Meer um, legte die Hände auf den Rücken und sah den letzten Zipfel Sonne noch dabei zu, wie er im Meer verschwand.
"...weswegen es uns Elementarmagiern verlangt. Wir müssen Thorwal bei diesem Krieg beistehen und das ist auch der Grund warum ich hier bin." Steinar legte eine kleine Künstlerpause ein. "Wir suchen noch nach fähigen Elementarmagiern für unterschiedliche Missionen gegen die horasische Flotte."

Sie nickte Steinar begrüßend zu als Halrundir ihn vorstellte.
Schweigend lauschte Sie Steinars Worten und als er zum Ende kam trat ein Funkeln in ihre Augen das nicht heller hätte strahlen können, desgleichen wurde ihr Hals trocken und sie räusperte sich. War das ihre Chance?

"Ich weiß nicht was ihr unter fähigen Elementarmagiern versteht aber ich bin bereit Euch nach bestem Gewissen und mit aller Kraft und meinem gesamten Wissen zu unterstützen. "

Sie konnte sich ein freudiges Lächeln nicht unterdrücken. Gespannt stand sie vor den beiden Männern, leicht breitbeinig und mit hinter dem Rücken zusammen gefalteten Händen.

Steinar zog etwas skeptisch die Augenbrauen zusammen und blickte zu Halrundir. "Denkst du wirklich, dass das Mädchen das Zeug dazu hat?" vergewisserte er sich beim Skolaforradandi.
Dieser drehte sich nun gemächlich um und lächelte Tjalva an. "Denkst du, ich hätte sonst nicht nach ihr rufen lassen?" hakte er bei Steinar nach, während er aber weiterhin Tjalva aufmunternd anlächelte.
"Ja, aber diese Mission erfordert wirkli-" wollte Steiner gerade erwidern, aber Halrundir fiel ihm ins Wort.
"Nanana, wir wollen nicht vergessen, wer dein alter Lehrmeister ist, jetzt versuchst du mich zu belehren." Halrundir hob mahnend einen Finger und schüttelte den Kopf. "Du solltest wissen, dass mir über eure Missionen schon mehr bewusst ist, als dir...ähm...ja, bewusst ist." erklärte er mit aufgesetzter strenger Miene.
Steiner gab augenrollend nach und wendete sich ab. In diesem Moment lehnte sich der Alte zu Tjalva vor und flüsterte ihr zwinkernd zu: "Sonst wäre er ja an meiner Stelle, nicht wahr?" schmunzelnd tippte er sich mit dem Zeigefinger auf die Schläfe.

Sie runzelte kurz die Stirn als Steinar so tat als ob sie gar nicht da wäre und Halrundir nach ihr fragte. Musste dann aber schmunzeln als sie das weitere Wortgeplänkel der Männer verfolgte. Sie mochte Halrundir, er war ein kluger Kopf und ein weiser Mann.

Tjalva kicherte und nickte mit ihrem blonden Schopf... "Ja, sicher wäre es dann so." flüsterte sie zurück.

"Also gut, da wir die Formalitäten geklärt haben, lasse ich euch mal alleine, die Feinheiten besprechen." der alte Mann klopfte Tjalva und Steiner gutgelaunt auf die Schultern und schlürfte mit gebrechlichen Schritten langsam zu den Wohnunterkünften.
Steinar atmete tief ein und wendete sich Tjalva zu. "Wie wäre es mit einem kleinen Spaziergang bis zum Leuchtturm?" Es wird bald dunkel, und sicherlich wollen die Skalden gleich ihren Platz wieder in Beschlag nehmen."

Sie lächelte Halrundir hinterher und wandte sich dann Steinar zu.
"Ja gerne, dann erzählt mal, bei was für einer Aufgabe kann ich Euch denn behilflich sein?"
Sie ging neben Steinar in Richtung Leuchtturm und atmete tief die frische abendluft ein. Roch es nach Abenteuern?

Eine kühle Brise zog von Westen her, während sie ihre Schritte gen Klippe lenkten. Eine beeindruckender Ausblick über das Meer erstreckte sich vor ihnen. Die Drachenstatue, die ihr Maul gen Himmel gereckt hatte, spie unablässig ihr magisches Leuchtfeuer, dass den Schiffen den Weg wies.
Steiner lehnte sich gegen die Statue und musterte Tjalva aufmerksam.
"Tja, das kann ich dir auch nicht sagen. Es sind Missionen von äußerster Geheimhaltung. Diese Geheimniskrämerei schmeckt mir zwar nicht." er rümpfte abweisend die Nase. "Aber bei Swafnir, diese verdammten Horasier sind ein ganzes Stück hinterlistiger." er hatte seinen Satz recht energisch beendet, versuchte sich aber wieder zu beruhigen, indem er einige tiefe Atemzüge nahm.
"Also ich weiß es selber nicht, worum es geht. Ich weiß nur, dass ich Leute einsammeln soll, die treu zu Tronde Torbenson und Thorwal als Einheit gegen jeglichen Feind stehen. Haldrunir hat mir versichert, du wärst die richtige dafür. Was hast du denn dazu zu sagen?" sein Blick richtete sich wieder prüfend auf Tjalva.

Tjalva nichte bei Steinars Worten und liess sich den angenehmen Wind um die Nase wehen. Als er sich gegen die Statue lehnte stellte sich sich wieder etwas breitbeiniger vor ihn, des sicheren Standes wegen.

"Was ich dazu sage?" sie schlug mit der rechten Faust in die linke Handfläche und sprach mit fester Stimme "Bei Swafnir! Treten wir den Horasiern in den Allerwertesten und schicken sie dahin zurück wo sie hergekommen sind!" Das Funkeln lag immer noch in ihren Augen nur war da keine Nervösität mehr, nur noch eiserne Entschlossenheit und Fernweh.

Nur das Rauschen des Windes und das Tosen der Brandung viele Schritt unter ihnen war für Augenblicke zu hören, als Steinar Tjalva ausdruckslos musterte. Sein Blick schien sie geradezu zu durchbohren. Dann nickte er ebenfalls entschlossen. "Das wohl! Gut gesprochen! In drei Tagen wird ein Schiff nach Thorwal fahren. Ich werde dich dahin begleiten...aber verspäte dich da nicht so sehr, sonst kannst du nach Thorwal schwimmen!" er stieß sich lächelnd von der Drachenstatue ab und klopfte ihr auf die Schulter. Von der Ottaskin mischten sich nun auch leise die Sprechgesänge der Skalden in die Geräusche des Meeres.
"Komm, lass uns ein Bier trinken gehen, und den Geschichten der Skalden lauschen."

Abwartend schaute sie Steinar an und nickte ebenfalls als er ihr zustimmend zunickte. Endlich, schrie es in ihr und am liebsten wäre sie vor Freude lachend und johlend in die Luft gesprungen.

"Ich werde nicht zu spät erscheinen, nach Thorwal ist es mir einfach zu weit zum Schwinnen." Sie lachte fröhlich auf als er ihr auf die Schulter klopfte und ging neben ihm her, zurück zu den Skalden.

"Oder auch zwei..." sagte sie und freute sich auf den Gerstensaft... ach sie freute sich einfach auf alles was da so auf sie zukommen würde. In Gedanken ging sie schon alle DInge durch die sie mitnehmen würde.

Falls Tjalva nichts weiter besonderes vor hat, wird den Abend noch den Erzählungen der Skalden gelauscht, einige kräftige Biere getrunken und sich bald zu Bett begeben.
Tjalva hat nun zwei Tage Zeit sich auf die Reise nach Thorwal vorzubereiten.

// mehr schaffe ich jetzt nicht zu schreiben... wird hoffentlich bald wieder besser//

Der Abend verging wie im Fluge. Die Skalden taten einige Possen zum Besten und Tjalva genoss den Met und das stimmige Miteinander. Sie freute sich einerseits auf das Abenteuer das ihr bevorstand, es würde eins werden, davon war sie überzeugt. Anderseits fragte sie sich ob sie schon bereit war für die Aufgaben die auf sie zukommen würden.

Als sie sich nach dem Fest müde in ihr Bett kuschelte fielen ihr sofort die Augen zu und sie sank in einen tiefen, traumlosen Schlaf.

Jemand streichelte ihr über die Haare, davon wachte sie auf. Sie blinzelte und sah das ihre Mutter auf der Bettkante saß, sie liebevoll ansah und ihr grade eine Haarsträhne aus dem Gesicht strich.
„Meine Tochter ist viel zu schnell groß geworden. Ich habe es grade von Ulfgar erfahren, er sagte mir, dass Du bald auf Deinem ersten Schiff fahren wirst.“ Tjalva richtete sich etwas im Bett auf und nahm die Hand ihrer Mutter in ihre und drückte sie sanft. „Mutter, mach dir doch bitte keine Sorgen, ich werde wie Vater, immer wieder heimkehren und Dir tolle Geschichten erzählen.“

„Ich habe keinen Zweifel daran dass Du heimkehren wirst, nur habe ich nicht damit gerechnet das Du schon sobald aufbrechen wirst. Ich bin so stolz auf Dich.“ Sie zog ihre Tochter in die Arme und drückte sie lächelnd. Als sie sie aus der Umarmung entließ lachte Tjalva ihre Mutter herzlich an. „Ich habe einen Bärenhunger und ich habe viel vorzubereiten, hilfst Du mir?“ bot sie ihrer Mutter an und diese nickte freudig.

Nach einem deftigen Frühstück wurde nun also gepackt und am dritten Tage stand sie mit einem vollen Rucksack und in Reisenähwerk fertig zur Abreise bereit.

Haldrundir Windweiser verabschiedete sich allein von Tjalva, bevor diese die Runajasko verließ. "Wir wollen mit deiner Abreise nicht zuviel Aufmerksamkeit erregen. Außerdem stellen die geschwätzigen Scholari zuviele Fragen über den Grund deiner Reise." hatte der weise Mann Tjalva verschwörerisch zwinkernd mitgeteilt.

Als Tjalva den Jurgaplatz erreichte, empfing Steinar sie bereits von der Ferne winkend und ging ihr entgegen. "Na, sieh an. Du hast dich ja doch nicht verspätet." grinste er gutgelaunt. Steinar machte anstallten Tjalva ihr Reisebündel abzunehmen, bevor er auf ein Langboot deutete, welches mit dem Bug ans seichte Ufer gezogen wurde. "Dies ist das Schiff, dass uns nach Thorwal bringen wird. Ich habe dem Kapitän gesagt, dass du meine Schülerin bist, also versuch dich so zu benehmen. Denk immer daran, dass unsere Mission geheim ist!"

Tjalva reichte ihm ihr Reisebündel und folgte mit ihren Blick seinem Fingerzeig zum Schiff.

Mit funkelnden Augen nickte sie "Bei Swafnir, ich werde mein Bestes geben."

(( Wird in diesem Thread fortgesetzt))