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 Gauri - The early years

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Gauri von Scherpinskoje

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BeitragThema: Gauri - The early years   Gauri - The early years EmptyDi Nov 03, 2009 2:14 pm

Von Zeit zu Zeit werde ich hier kleine Geschichten und Anekdoten aus Gauris Kindheit und Jugend niederschreiben, schaut ab und an mal rein.
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Gauri von Scherpinskoje

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BeitragThema: Re: Gauri - The early years   Gauri - The early years EmptyDi Nov 03, 2009 2:59 pm

Wir fliegen über das wunderschöne, herbstliche Bornland. Braun-goldene Blätterkronen säumen murmelnde Bäche, die Felder stehen in voller Reife, bereit für die Ernte. Die Luft ist kühl und klar, der Geruch von süßem Mais, welkem Laub und frischem Obst steigt uns in die Nase und lässt uns an die kommenden Feierlichkeiten zu Ehren Perraines denken.

Wir schweben über die geschäftigen Bauern auf ihren Höfen, die Viehweiden und kleinen Siedlungen und nähern uns einem Obsthain, nicht unweit des hiesigen Landverwalters, des Barons zu Scherpenskoje. Wir sehen zwei Kinder an einem der Apfelbäume und schweben näher heran um zu erfahren was sie gerade machen.

Ein Knabe von vielleicht acht Sommern mit hellem, blondem Haar sitzt auf einem breiten Ast in bestimmt zwölf Schritt Höhe und schaut etwas ratlos zum Boden hinab, wo ein etwa gleichaltes Mädchen (sie hat sogar die gleiche Haarfarbe, schmunzeln wir) wütend mit einem Fuß auf den Boden stampft und mit den Armen wedelt. Halten wir uns erst einmal zurück und beobachten im Stillen.


"Du bist der größte Trottel im ganzen Bornland! Wenn Du nicht weißt wie man von einem Baum herunterkommt, dann kletter gefälligst nicht hinauf!" ruft sie soeben in erbostem Ton zu dem Jungen empor.

"Ich wollte bloß die Katze aus dem Baum holen!" kommt die entrüstet-beleidigte Antwort herunter. Tatsächlich, eine kleine Katze sitzt in der Nähe des Mädchens auf einem Stapel Holz und putzt sich. Anscheinend hatte sie keine Hilfe nötig beim Abstieg.

Die braunen, ansonsten sanft schauenden Augen des Mädchens blitzen verärgert auf.
"Dann hättest Du wenigstens zusehen sollen, damit Du was lernst. Papa wird Dir das Fell über die Ohren ziehen wenn Du schon wieder in Schwierigkeiten bist! Ich schaue nach ob ich eine Leiter finde, Bauer Olef ist schon auf die Felder gefahren!" Mit diesen Worten rannte sie in Richtung des nahegelegenen kleinen Hofes, auf dem Bauer Olef und seine Familie lebten und Landwirtschaft für den Baron betrieben.

Schmunzelnd begann der blonde Junge, seinen Wams auszuziehen, wobei er gehörig aufpassen musste nicht vom Ast zu rutschen. Seine Schwester war immer übervorsichtig und machte nie etwas gegen den Willen ihres Vaters, aber sie war ein herzensgutes Mädchen das half wo es konnte und ihre Geschwister immer zur Ordnung rief.

Das Kätzchen war mittlerweile mit ihrer morgentlichen Toilette fertig und schien etwas interessantes im hohen Gras gefunden zu haben, dem sie aufmerksam hinterher schlich.

Einige Zeit verging, und der Junge hatt mittlerweile Gänsehaut am ganzen Körper. Der frische Herbstwind war hier oben und ohne Hemd nicht nur als erfrischend zu bezeichnen. Da endlich sah er seine Schwester wieder. Sie kam den Feldweg entlang den sie zuvor zum Gehöft genommen hatte. Anstelle einer Leiter aber führte sie einen kleinen Esel, der widerum einen kleinen Karren voller Heu zog. Als sie vor dem Baum angekommen war rief sie hinauf:


"Ich fand keine Leiter, Du wirst springen müssen!"

"WAS soll ich?! Ich werde mir das Genick brechen!"

"Stell Dich nicht so an, Du bist selber Schuld! Da, links von Dir, kletter auf den Ast, dann kommst Du nach unten ohne Dich an anderen Ästen zu stoßen!"

Er schaute misstrauisch in die angegebene Richtung. Tatsächlich, ein kräftiger Ast ragte soweit hinaus, das ein freier Fall nach unten möglich war. Aber es war so verdammt hoch!

"Warum hast Du kein Hemd an? Wolltest Du eine Fahne heißen?"

"Wirst Du schon sehen, Schwesterherz! Jetzt hol den Karren hier herunter, bevor ich Papa sage das Du an meiner Erkältung schuld bist!" rief er grinsend herunter. Schnaubend zog sie den kleinen Esel so weit am Baum vorbei, das der Heukarren genau unter dem Ast zu stehen kam.

Nervös kletterte der kleine Junge den Ast entlang, mit allen vieren um denselben geschlungen, sein Hemd am Kragen zwischen den Zähnen, seltsam schwer. Mit einem Grunzen lies er sich fallen und landete mit einem erstickten Aufschrei im Heuhaufen. Das Mädchen kletterte sofort am Rand hoch und inspizierte die Landung. Seinem Fluchen nach zu urteilen war ihm nichts passiert. Er war ziemlich tief im Heu vergraben, und sie wollte gerade anfangen nach ihm zu wühlen, als eine Hand mit einem großen, roten Apfel hervorstach und ihn ihr unter die Nase hielt. Verwirrt nahm sie den Apfel, worauf der blonde Schopf des Jungen zutage kam und er sich meckernd aus dem Heu befreite.


"Das Zeug juckt auf der Haut, das ist nicht mehr schön." In der Linken hielt er den Stoffbeutel, zu dem er sein Hemd verknotet hatte, und nun sah sie, das er es randvoll mit Äpfeln gefüllt hatte.

"So, Du hattest also noch Zeit zum ernten, ja?" Sie biss in den Apfel und schmeckte die volle Süße. Falls sie gerade noch etwas missgestimmt war, musste sie nun leicht kichern.

"Nur das Beste für meine Schwester," grinste er. "Die weiter oben haben mehr von Praios' Strahlen abbekommen." Grinsend biss er selber in einen Apfel und wischte sich den Saft vom Kinn. Dann schaute er sich suchend um.

Das Kätzchen saß wieder in der Nähe des kleinen Holzstapels und hatte eine Feldmaus im Schnäuzchen.


"Ha, so haben wir alle drei was bekommen," sagte er gut gelaunt, als er einen länglichen Schatten hinter dem Holzstapel im Gras ausmachte. Misstrauisch sprang er vom Heuwagen und rannte hinüber um ihn in Augenschein zu nehmen.

"Telna! Hier liegt doch eine Leiter!" rief er wütend zum Heuwagen.

"Ja, ich weiß. Du hast sie nicht zum Aufstieg benutzt, da dachte ich Du würdest sie nicht mögen. Gauri der Leiterfeind, so werde ich Dich von jetzt ab nennen."

Es folgte eine wilde Heuschlacht, bei welcher der kleine Esel mit dem Wagen und zwei schreienden Kindern durch die nächste Siedlung preschte. Aber das ist eine andere Geschichte...


Zuletzt von Gauri am Mi Okt 12, 2011 11:04 pm bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
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BeitragThema: Re: Gauri - The early years   Gauri - The early years EmptyMo Nov 16, 2009 8:25 am

Hübsch hübsch...freue mich schon auf weitere Geschichten von Klein-Gauri Smile Smile
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BeitragThema: Story II   Gauri - The early years EmptySo Jul 20, 2014 2:27 pm

Vorwort: Wichtiges Hintergrundwissen

Derer von Scherpinskoje

Baron Wulfjew (Firun 16 v.Hal)
Baronin Vanjescha (Efferd 13 v.Hal)

Wulfen (Efferd 3 Hal) -Erstgeborener /Erbe
Vigo (Praios 5 Hal) -"Erbrivale"
Telna (Rondra 7 Hal) - Traviageweihte
Littjew (Rahja 7 Hal) - "der Belesene"
Gauri (Rondra 9 Hal) - Dumpfbacke
Rihinja (Travia 10 Hal) - Magierlehrling (nach Tod des Lehrmeister nun in der Halle des Lebens zu Norburg)
Rabescha (Hesinde 15 Hal) - Nesthäckchen

Ein Stadtbummel


War das ein schöner Praiostag. Warmes Wetter, gutes Essen... und ein Ausflug in die Stadt mit Vater, was gleichbeutend war mit einer immensen Abwesenheit sämtlicher Privatlehrer und lästiger Übungsaufgaben. Ja, der Tag war gut.

Gauri war wie immer früh aufgestanden, aber nach dem üblichen Frühstück im Familienkreis ging es heute nicht mit Unterricht weiter. Seine Mutter hatte ihm einige, wie sie fand,
"Wirklich, zum liebhaben" schöne Kleider angezogen. Irgendwie waren ihm die roten Strumpfhosen zu... aber egal. Die Stadt war ein großer, aufregender Spielplatz für ihn, und die gesamte Fahrt über kletterte er auf der Kutsche herum, bis ihn sein leicht genervter Vater zur Ordnung rief.
Außer Vater waren noch Wulfen und Telna dabei. Wulfen war der älteste von allen Geschwistern, sechs Jahre älter als Gauri selbst, und sollte heute seinem Vater bei einigen Einkäufen und Verhandlungen zuschauen und lernen. Telna dagegen wollte sich noch dringend nach einem Geburtstagsgeschenk für Vigo umschauen, immerhin war der bereits übermorgen.

Gauri hatte schon seit Wochen eines versteckt. Genaugenommen zwei. Er hatte, mit ein wenig Hilfe von Mikosch, zwei kleine Übungsschwerter aus Holz gebastelt. Na gut, mit etwas mehr Hilfe von Mikosch. Er selbst hätte nie die Bleifüllungen so hinbekommen, das die Holzgebilde die richtige Ausbalancierung hatten. Mikosch war da sehr geschickt, was auch der Grund für seine Anstellung im Haushalt des Barons von Scherpinskoje war. Er gehörte zu den Kämmerern und verrichtete allerlei handwerkliche Dinge im Haushalt.
Vigos Ergeiz als zweitgeborener Sohn würde ihn zu einem willkommenen Übungsgefährten machen. Aber soweit dachte Gauri gar nicht. Er wollte nur einen Spielgefährten für seine eigenen Ritterspiele haben.

Die Stadt selber war immer eine willkommene Abwechslung gewesen. Viele fremde und interessante Leute, Marktstände, Essen... und sein Vater, der sonst so wenig Zeit hatte. Gauri hatte früh gelernt, das sein Vater ein wichtiger Mann war, und deshalb viel Zeit mit furchtbar wichtigen Dingen verbringen musste. Und Wulfen, der das Ganze später erben würde, mußte natürlich alles lernen. Da er selber noch zu klein war, was gar nicht stimmte in seinen Augen, durfte er noch nicht alleine durch die Stadt gehen, und war gezwungen, die ersten Stunden seines kleinen Ausfluges bei den langweiligen Treffen mit Kornhändlern und anderen Geschäftsleuten zu verbringen. Während Wulfen ein wichtiges Gesicht aufsetzte und an den, seiner Meinung nach, richtigen Stellen nickte, malte Gauri sich im Geiste aus, wie er den Schwarzen Lord Vigorosch mit seinem magischen Schwert über die Zinnen seiner Burg jagte.

Aber auch diese Treffen nahmen irgendwann zum Glück ein Ende, und, ganz unverhofft, verbrachte er ein wenig Zeit mit seinem hohen Vater. Wulfen und Telna waren noch auf dem Markt, und so waren der Baron und sein vierter Sohn alleine miteinander. Eine wahre Seltenheit. Sie beschloßen, ein wenig Konfekt für Mutter zu kaufen. Gauri selbst hatte zwei ganze Heller Taschengeld von ihr bekommen, die er in der Stadt ausgeben durfte. Noch hatte er nichts gefunden, aber er wollte zumindest etwas für seine Mutter kaufen.

Sein Vater kannte wohl den Weg zum Händler, und so gingen sie, Gauri laut über seine letzten Heldentaten schwatzend, der Baron von Scherpinskoje gelegentlich schmunzelnd, einige Quergassen abseits der Haupthandelsstraße entlang.
Soeben hatte Gauri bildlich beschrieben wie er Prinzessin Telnajania vor dem schrecklichen Brillendrachen Littjewosch gerettet hatte, als ihnen jemand den Weg versperrte.

"Die feinen Kleider wollen mir wohl gefallen, ja? Heraus mit euren Münzen, aber plötzlich!" Die Aussage wurde mit dem Fuchteln eines großen Küchenmessers untermalt. Gauri sah einen Mann in abgerissenen, schmutzigen Kleidern vor sich. Ihm fehlten fast alle Zähne, und er roch ranzig und ungewaschen. Ein kurzer Blick nach hinten zeigte, das sie wirklich nur zu dritt in dieser Gasse waren. Alle Fensterläden waren verrammelt, alle Türen geschlossen, so sie vorhanden waren,
"Vater, was möchte der Mann von uns?"
"Das hörst Du doch, er möchte unser Geld haben."
"Aber warum?"
"Ich vermute, weil er selber keines hat."
Der einfach ignorierte Mann starrte perplex auf die Unterredung zwischen Vater und Sohn.
"Zum Henker, jetzt gebt mir eure Münzen, oder es setzt was!" Er kam drohend einen Schritt näher. Gauri konnte erkennen, das er einen ganzen Kopf kleiner als sein Vater war, und vermutlich nur zwei Drittel von ihm wog. Irgendwie machte ihn der Anblick traurig. Er traf eine Entscheidung.
"Ihr seht ziemlich hungrig aus. Ich habe zwei Heller," sagte er, bevor sein Vater sich einmischen konnte. "Ich gebe Euch einen davon, der andere ist für ein Geschenk an meine Mutter." Er kramte in seinem bestickten Lederbeutelchen und holte die eine der zwei Münzen hervor und hielt sie stolz hoch. Er lächelte freundlich und hielt sie dem armen Mann hin.
Ein kurzer Schmerz ging durch seine Hand bis hoch zur Schulter, als dieser ihm die Hand mit erstaunlicher Schnellligkeit wegschlug und brüllte: "Ich will keine Almosen, ich will eure Gesamte Habe! Hier und jetzt, oder der Kleine ist fällig!" Er blickte dabei unverwandt den Baron an und wollte nach dem Jungen greifen. Gauri wußte nicht genau, was geschah, aber plötzlich lag der arme, hungrige Mann an der Mauer zusammengesunken, und Blut sickerte ihm aus der Nase. Das Messer lag einige Meter entfernt. sein hoher Vater ging langsam auf ihn zu und massierte seine rechte Hand.

"Du hättest den Edelmut meines Sohnes annehmen sollen, Strauchdieb."

Auf einmal war überall in der Gasse Bewegung. Uniformierte Stadtwachen sicherten die Zugänge, zwei von ihnen wuchteten den blutenden Mann unsanft auf die Füsse und verbogen seine Arme nach hinten. Einer von ihnen, der einzige mit einer großen Feder am Helm, verneigte sich immer wieder vor Gauris Vater und stammelte Entschuldigungen für "eine peinliche Unachtsamkeit, Herr Baron, normalerweise würden wir nie..."
Etwas glitzerte auf dem schmutzigen Kopfsteinpflaster. Gauri hob den Heller auf und ging in Richtung des Mannes, der soeben abgeführt werden sollte. Die Wachen sahen ihn kommen und hielten leicht verwirrt inne. Auch der Hauptmann und sein Vater hielten im Gespräch inne. Überhaupt war Gauri für kurze Zeit der einzige, der sich bewegte. Er ging dicht an den Mann heran und schob die Münze in die einzige Tasche an seinem schmutzigen Hemd.
"Hier, das ist Eure. Vielleicht müßt Ihr damit nicht so schnell nochmal so etwas tun." Er lächelte freundlich zu ihm auf und konnte nicht verstehen, warum der Mann auf einmal anfing zu weinen. Vielleicht hatte er etwas falsch gemacht.

Als er seinen Vater später danach fragte, kam nur ein
"Mein Junge, Deine naive Unschuld bringt auch mich manchmal zum weinen."
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BeitragThema: Vom Guten Lügen   Gauri - The early years EmptySo Jul 20, 2014 3:04 pm

"Mutter sagt, das ich noch viel wachsen muss."

Während er das so aussprach, schulterte er den vollen Leinenbeutel und wandte sich zur Küchentür. Zwei Leibe Brot, ein halbes Käserad und ein nicht kleines Stück Schinken beanspruchten seine rechte Schulter ziemlich stark.
Kopfschüttelnd sahen Hernwen, der alte Koch, und die junge Magd Silia ihrem jungen Herrn hinterher.


"Er glaubt wirklich, das wir ihm das jedesmal glauben, oder?"

Der runde Bauch des Kochs wackelte leicht, als er rumpelnd schmunzelte. Sein junger Herr hatte vor zwei Götterumläufen damit begonnen, Essen in größeren Mengen aus der Vorratskammer zu verlangen, immer mit der gleichen Ausrede.

"Ach, Du kennst ihn doch. Und solange seine hohe Frau Mutter sagt, das es in Ordnung ist..."

"Wäre es nicht leichter, den Kindern direkt und offiziell Essen bringen zu lassen?"

Sili merkte bei ihrem täglichen Geplapper manchmal gar nicht, wenn sie unbedarft die Entscheidungen des Hausherren oder der Hausherrin in Frage stellte. Hernwen schüttelte leicht den Kopf als er sie von hinten betrachtete. Ihre Schultern bewegten sich im Rythmus zum Kneten des Brotteigs.

"Lass dieses Geschwätz die Baronin nicht hören. Sie weiß was sie tut. Ihr junger Sproß soll lernen, Verantwortung für Schwächere zu übernehmen, das ist ein wunderbarer Weg meiner Meinung nach."

Er verschwieg der jungen Magd seine Befürchtung, das der Herr Baron von diesem kleinen Projekt vielleicht gar nichts wusste. Schnell änderte er die Richtung ihrer kleinen Unerhaltung, um Silia wieder in ihr gewohntes Geschwätz zu steuern.

"Nunja, wenn er alles wirklich essen würde, wie er sagt, dann wöge er jetzt soviel wie die alte Punja."

Beide lachten kurz über seine Umschreibung. Punja war ein in die Jahre gekommener Ackergaul, und war meist mit Heu und Hafer beschäftigt um ihren Vorruhestand zu genießen.

------------------------------

Gauri saß in seiner Festung und bewachte seine Schätze. Es waren noch ein paar Stunden bis zur Dämmerung, aber er war ein wenig ungeduldig. Die anderen waren sicherlich schon unterwegs, aber noch war er alleine.

Die "Festung" war eine fast runde Ansammlung von hohen Büschen, die heckengleich eine Fläche von ungefähr fünf mal sechs Rechtschritt umgaben, wobei eine Stelle von Gauri und seinen Freunden als "Geheimgang" so angebracht war, das man einen Block aus geflochtenem Unterholz entfernen und eintreten konnte. Das Dach hatten Sie anfangs ebenso gebaut, und anschließend von innen rundherum alle größeren Lücken mit Blätterwerk, Zweigen und Stroh ausgestopft, sodass es in der Tat recht windgeschützt und dunkler im Inneren war. Zudem lag die Festung direkt am Waldrand, was in seinen Augen ein unglaublich strategischer Vorteil war.

Während er so wartete, schweifte sein Blick durch das Innere.
Dort hinten links war natürlich die Schatzkammer, wobei die  meisten Schätze Nahrung und Spielzeuge waren. Neben seinem großen Leinenbeutel lagen noch ein paar große Holzkugeln und eine Strohpuppe dort.

Weiter rechts war die Waffenkammer. Jede Festung brauchte eine Waffenkammer. Stolz blickte er auf die vielen unterschiedlichen Stöcke und Steine, die in seinen Gedanken, Schwerter, Keulen und Wurfgeschosse waren. Sogar zwei kleine Flitzebögen hatte Kaleif gebastelt. Und zwei alte Kistendeckel hatten sie mit Hanfseilen zu Schilden umgebaut. Sie waren praktisch schon echte Ritter.

In der Mitte war ein Kreis aus Heu angelegt. Hier saßen sie immer im Schneidersitz und hielten Kriegsrat, verhandleten mit den Untergebenen oder Reichsnachbarn und hielten auch schonmal Gericht über einen in Ungnade Gefallenen. Hier wurden auch die eingetriebenen Steuern verteilt. Während Gauri vornehmlich Nahrung aus der Vorratskammer seiner Eltern mitbrachte, brachten die ärmeren Kinder meist Spielzeuge, schöne Steine, mal ein Stück Schnur oder interessante tote Tiere mit.

Seufzend kroch Gauri nach draussen und verschwand ein paar Schritte weiter im Wald. An einen Donnerbalken hatten sie beim Bau der Festung leider nicht gedacht.
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